Sonntag, 29. April 2012

Irdische Pflanzen bringen neue Indizien für Leben auf dem Mars

Flechten aus den Alpen und der Antarktis könnten auch auf dem Mars überleben. (Quelle: dapd/Imago)
Flechten aus den Alpen und der Antarktis könnten auch auf dem Mars überleben. (Quelle: dapd/Imago)

Flechten von der Erde könnten auch auf dem Mars überleben - das hat ein 34-tägiges Experiment von Planetenforschern des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin bewiesen. Sie haben Flechten aus dem Hochgebirge und dem Polargebiet in einer Mars-Simulationskammer gehalten.
Vor allem in Felsnischen, Spalten und Ritzen des simulierten Marsbodens erwiesen sich die Flechten als Überlebenskünstler. Sie passten sich an die künstliche Marsumgebung an und waren genauso aktiv wie in ihrer natürlichen Umgebung. Das berichtet das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt

"Falls vor vier Milliarden Jahren auf dem Mars Leben entstand, könnte es also bis heute in Nischen im Marsboden überlebt haben", sagt Jean-Pierre de Vera vom DLR, der Projektleiter für die Marssimulation. Die Existenz von Leben auf dem Mars werde damit plausibler. Für zukünftige Missionen zum Mars sei das Ergebnis daher eine deutliche Warnung: "Man muss extrem vorsichtig sein und keine irdischen Lebensformen auf den Mars bringen", meint de Vera. "Sonst könnte man damit den Planeten kontaminieren."


Marsboden und -atmosphäre nachgebaut

Für ihren Versuch sammelten die Forscher Flechten aus den unwirtlichen Regionen der Erde: Sie stammten aus bis zu 3500 Meter Höhe in den Schweizer Bergen sowie aus der Antarktis. "In unserer Mars-Simulationskammer haben wir diese Proben dann mehr als einen Monat lang in einem Mars-Klima beobachtet", erläutert de Vera. Dafür stellten die Forscher aus verschiedenen mineralischen Bestandteilen zunächst einen Marsboden her - Erkenntnisse über seine Zusammensetzung sammelten unter anderem die Marsrover Opportunity und Spirit.

In der Kammer herrschte eine Atmosphäre wie auf dem Mars: Sie besteht zu 95 Prozent aus Kohlendioxid sowie zu 4 Prozent aus Stickstoff und Spurengasen wie Argon oder Sauerstoff. Zudem sorgte ein Vakuumpumpsystem dafür, dass auf dem künstlichen Mars ein Luftdruck von lediglich sechs Millibar herrschte. So simulierten die Planetenforscher die geringe Atmosphärendichte auf dem Roten Planeten. Spezielle Strahlenquellen von UV bis Infrarot ahmten die solare Oberflächenstrahlung auf dem Mars nach. Zudem mussten die Organismen Temperaturschwankungen von minus 50 Grad Celsius bis plus 23 Grad Celsius überstehen.

Photosynthese auf dem Mars

Ein überraschendes Ergebnis: "Die irdischen Mikroorganismen betreiben selbst unter diesen schwierigen Bedingungen Photosynthese", sagt Astrobiologe de Vera. Die Flechten bestehen aus Algen und Pilzen. Das für sie notwendige Wasser gewinnen sie aus der Luft: Jeweils am Morgen und am Abend eines Marstages schlägt sich dicht über der Bodenoberfläche Feuchtigkeit nieder, die die Flechten aufnehmen.

Für die Forscher bleibt allerdings eine Frage offen: "Wir wissen: 34 Tage könnten Flechten und Bakterien auf dem Mars überleben und aktiv sein", sagt de Vera. Aber es sei unklar, ob die Organismen auch Jahre oder Jahrhunderte unter Marsbedingungen leben könnten. Diese Frage müsse weiter untersucht werden.

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